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Duzen oder Siezen – eine Frage des Fingerspitzengefühls

Die deutsche Sprache zeichnet sich durch große Klarheit aus. Dennoch ist auch sie ständigen Veränderungen unterworfen. Dies gilt besonders für die Frage des Duzens oder Siezens, die je nach Unternehmenskultur einige Fallstricke mit sich bringt. Wir zeigen, wie sich die sprachlichen Klippen meistern lassen.

Duzen oder Siezen

Duzen oder Siezen: Beides kann je nach Situation gleichermaßen deplatziert sein. Deshalb ist der sichere Umgang mit diesem Thema besonders im Berufsleben gefragt und trägt maßgeblich zum Unternehmenserfolg bei.

Duzen oder Siezen – nur eine Frage der Umgangsformen?

Die Frage Duzen oder Siezen ist mit vielfältigen Emotionen verbunden. Schwierig daran ist, dass diese von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausfallen. Während eine progressive Person die Anrede per Sie schnell als Zurückweisung interpretiert, fühlt sich ein konservativer Mensch durch ein als distanzlos empfundenes Du potenziell beleidigt. Klar ist, dass das Thema „Duzen oder Siezen“ in jüngster Zeit deutlich an Kompliziertheit gewonnen hat, denn viele Faktoren spielen dabei eine Rolle:

  • die Sozialisation einer Person;
  • das Alter;
  • der Einfluss der englischen Sprache: »You can say you to me«;
  • die vorherrschende Kultur des jeweiligen Umfelds;
  • der persönliche Erfahrungshintergrund.

Sich im Dschungel der unterschiedlichen Gepflogenheiten unfallfrei zu bewegen, benötigt deshalb etwas Fingerspitzengefühl, vor allem im Berufsleben.

Kollegen duzen oder siezen? Und was ist mit dem Chef?

Auch wenn viele Firmen sich flacher Hierarchien rühmen, sollten Neulinge zunächst abwartend bleiben und sich Zeit nehmen, die Unternehmenskultur kennenzulernen. Grundsätzlich gilt: Das Siezen ist zum Einstieg nie ein Fehler, das ungefragte Duzen im Zweifelsfall schon. Geht ein Mitarbeiter mit einem freundlichen »Hi, du bist wohl der Neue?« spontan auf den Einsteiger zu, dann empfiehlt es sich, das Du zu erwidern. Eine Antwort wie »Ja, ich bin Herr Müller, und Sie?« könnte in diesem Fall als unfreundlich empfunden werden. Doch Vorsicht: Dies gilt nur auf der gleichen Hierarchieebene. Ist der Neue zugleich Abteilungsleiter, sollte er gut überlegen, welchen Grad von Vertraulichkeit er durch das Duzen oder Siezen spontan zulassen möchte. Vorgesetzte haben das Vorrecht, das Du gegebenenfalls anzubieten. Lassen sie es sich ungewollt von Untergebenen aufdrängen, kommt es früher oder später zu Autoritätsproblemen.

Duzen oder Siezen im Kundenverkehr?

»Wohnst du noch oder lebst du schon?«, fragt die Möbelkette IKEA nun schon seit geraumer Zeit ihre Kunden. Die meisten scheint es nicht zu stören, denn der Möbelriese hat eine eigene Unternehmenskultur geschaffen, die stark vom schwedischen Gleichheitsgedanken beeinflusst ist. Kleinere Firmen sollten damit etwas vorsichtiger sein, da das Du außerhalb künstlich erschaffener Communitys in der deutschen Sprache noch immer äußerst umstritten ist. Viele Menschen empfinden es nach wie vor als plumpvertrauliche Abwertung und ärgern sich insgeheim darüber. Eine mögliche Lösung bei der Frage Duzen oder Siezen liegt darin, den Kunden die Anrede bestimmen zu lassen. Betritt er den Laden und fragt: »Kannst du mir sagen, wo es zur Kinderabteilung geht?«, dann kann der Verkäufer das Du bedenkenlos erwidern. In keinem Fall sollte ein Unternehmen auf dem Du bestehen, wenn der Kunde sich erkennbar dagegen sträubt. Seine Zufriedenheit ist in jedem Fall wichtiger als die Durchsetzung einer bestimmten Unternehmenskultur.

Warum ist das Thema überhaupt so ein Problem?

Bis in die Neunziger hinein waren die Verhältnisse klar, wenn es um das Duzen oder Siezen ging: Fremde Erwachsene wurden ausschließlich gesiezt. Der Übergang zum Du bedurfte einer großen Vertrautheit und war ein fast feierlicher Akt, der gewöhnlich bei einem gemeinsamen Drink vollzogen wurde und lebenslang galt. Eine Veränderung zeigte sich mit dem Aufkommen der sozialen Netzwerke, die schnell jede Gewissheit über die richtige Anrede beseitigten. Klar ist lediglich, dass die Kommunikationskultur darunter erheblich gelitten hat. Dass sich heute einander wildfremde Menschen öffentlich wüst beschimpfen, ist auch eine Folge dieser neuen Distanzlosigkeit. Besonders im Berufsleben ist eine gewisse Zurückhaltung beim Thema Duzen deshalb kein Fehler. Konflikte, per Du ausgetragen, werden schnell zu einer persönlichen Angelegenheit, während das Siezen es den Beteiligten erleichtert, auf der sachlichen Ebene zu bleiben.

Das angebotene Du ablehnen – eine Frage des Fingerspitzengefühls

Jeder Erwachsene hat das Recht, selbst darüber zu bestimmen, wie er angesprochen werden möchte. Dennoch ist in manchen Fällen Diplomatie gefragt. Bietet ein Vorgesetzter das Du an, könnte er eine Zurückweisung übel nehmen. Besonders heikel ist diese Frage, wenn es einem Chef darum geht, aufgrund von sexuellem Interesse die professionelle Distanz zu einer Mitarbeiterin abzubauen. Ist die Zuneigung einseitig, sollte die Mitarbeiterin höflich, aber bestimmt auf dem Sie bestehen, da es einen guten Schutz gegen allzu große Vertraulichkeiten darstellt. Als Fazit lässt sich sagen: Die Beantwortung der Frage »Duzen oder Siezen?« ist in den letzten Jahren nicht einfacher geworden. Mit ein wenig Gespür und Flexibilität ist das Problem jedoch lösbar, ohne dass es zu peinlichen Situationen kommen muss.

Geschrieben von

Ana Karen Jimenez ist Redakteurin beim Deutschen Coaching Fachverlag und hat ihren Bachelor in Literaturwissenschaften und Spanisch an der Eberhard Karls Universität Tübingen abgeschlossen. Sie ist in den Magazinen für lesenswerte Ratgeber und vielfältige Kundentexte verantwortlich.

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