Im Fiskaljahr 2024 meldete Nvidia langfristige Cloud-Verträge im Volumen von 10,9 Milliarden Dollar – eine Verdreifachung gegenüber dem Vorjahr. UBS-Analysten sehen in DGX Cloud ein potenzielles Geschäft mit über 10 Milliarden Dollar Jahresumsatz. Parallel investiert Nvidia gezielt in KI-Cloud-Newcomer wie CoreWeave und Lambda. CoreWeave, seit März börsennotiert, erwartet dieses Jahr rund fünf Milliarden Dollar Umsatz.
Im Vergleich zu Amazons AWS mit mehr als 107 Milliarden Dollar Umsatz im Vorjahr erscheinen diese Zahlen klein. Doch das Verhältnis von Umsatz und Gewinn ist entscheidend: AWS generierte zuletzt über 60 % von Amazons operativem Ergebnis. Angesichts wachsender KI-Nachfrage könnte selbst ein begrenzter Marktanteilsverlust spürbare Folgen haben.
Das Geschäftsmodell von DGX Cloud unterläuft die klassische Struktur: Cloud-Konzerne kaufen Hardware – meist Nvidia-GPUs – und stellen sie Nvidia für eigene Services zur Verfügung. Nvidia wiederum vermietet diese Ressourcen samt Software und KI-Know-how an Unternehmenskunden. Der Deal bringt den Hyperscalern kurzfristig Einnahmen, fördert aber einen potenziellen Rivalen. Google etwa blieb der jüngsten DGX-Marktplatzinitiative demonstrativ fern. Die großen Cloud-Anbieter investieren derweil in eigene KI-Chips, um die Abhängigkeit von Nvidia zu reduzieren. Ein möglicher Bruch in den Geschäftsbeziehungen steht im Raum – zumal Nvidia mit DGX Cloud eine wachsende Eigenständigkeit demonstriert.
Offiziell will Nvidia keine Konkurrenz sein, sondern Partner bleiben. Doch mit DGX Cloud kontrolliert der Konzern nicht nur kritische Infrastrukturen, sondern auch Zugang zu KI-Entwicklung und -Expertise – ein strategisches Asset, das in einem sich wandelnden Markt zunehmend Gewicht bekommt.

Anne Kläs hat einen Master of Education in Französisch und Religion, ist Expertin für hochwertigen Content und beim Gewinnermagazin für das Führen von Unternehmer-Interviews verantwortlich.
