Über 50 Prozent der Handelsunternehmen sind laut der neuen Retail-Studie von BearingPoint und dem IIHD Institut mit der schnellen Anpassung an Marktveränderungen überfordert. Um dieser Herausforderung zu begegnen, planen viele Unternehmen signifikante Investitionen in ihre technologische Infrastruktur. Der Fokus liegt auf der Implementierung generativer KI-Lösungen, die die Basis für innovative Vertriebsformate, Service- und Produktangebote bilden sollen.
Trotz hoher Entwicklungskosten stehen Investitionen in generative KI auf der Prioritätenliste vieler Handelsunternehmen ganz oben. „Wir erwarten, dass Handelsunternehmen in 2024 ihre Technologieinvestitionen um mehr als 10 Prozent steigern werden“, so Kay Manke, Partner bei BearingPoint und Co-Autor der Studie. Doch der Einsatz generativer KI ist nicht ohne Herausforderungen. Die Technologie kämpft mit Schwächen insbesondere in Bezug auf die Genauigkeit und Verlässlichkeit der Ergebnisse, was die Unternehmen davon abhält, generative KI in unternehmensexternen Anwendungen umfassend zu nutzen (siehe Abbildung). Die Unsicherheit über die potenziellen Folgen von Fehlanwendungen trägt zur Zurückhaltung bei. „Handelsunternehmen setzen zunehmend auf interne Anwendungen wie Wissensmanagement und Dokumentenzusammenfassungen. Externe Anwendungen wie personalisierte Kundenansprache und Conversational Commerce bieten jedoch das größte Potenzial für nachhaltige Wettbewerbsvorteile“, so Prof. Jörg Funder, Geschäftsführender Direktor IIHD Institut.
Langfristiger Erfolg hängt von Integration generativer KI ab
Einige Unternehmen wagen jedoch den Schritt in unternehmensexterne Anwendungen. So hat der französische Händler Carrefour einen KI-gestützten Chatbot eingeführt, der das Online-Einkaufserlebnis durch personalisierte Produktvorschläge und Rezeptideen verbessert. Auch Otto setzt auf KI, um Kundinnen und Kunden bei der Produktsuche zu unterstützen und so die Kaufentscheidung zu erleichtern.
Generative KI bietet enorme Chancen im Marketing, indem sie die Erstellung von Produktbeschreibungen und Social-Media-Inhalten automatisiert und optimiert. Unternehmen wie MediaSaturn und AfriCola nutzen diese Technologien bereits erfolgreich, um ihre Online-Präsenz zu stärken und ihre Zielgruppen besser anzusprechen.
Ein entscheidender Vorteil der generativen KI liegt in der Optimierung administrativer Prozesse, wie die Automatisierung von Vertragsverhandlungen und die Verbesserung von Lieferkettenmanagement. Der US-Discounter Walmart nutzt KI, um Kosten- und Einkaufsbedingungen effizienter zu verhandeln.
Prof. Funder betont jedoch: „Die erfolgreiche Umsetzung von generativer KI in Handelsunternehmen erfordert, dass schnell kleine Lernerfahrungen gesammelt und skaliert werden“. Entscheiderinnen und Entscheider sollten dementsprechend ihre derzeitige abwartende „Test & See“-Haltung beenden und sich auf eine strategische Integration von KI-Lösungen fokussieren, um langfristige Wettbewerbsvorteile zu sichern.
„Die strategische Integration von generativer KI wird für Handelsunternehmen in den kommenden Jahren von entscheidender Bedeutung sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die Erwartungen der Kundinnen und Kunden zu erfüllen. Der langfristige Erfolg hängt davon ab, wie gut Unternehmen die Technologie in ihre Geschäftsprozesse einbinden und welche Anwendungsfälle priorisiert werden“, resümiert Kay Manke.
Die Publikation steht über die BearingPoint-Webseite unter https://ots.de/wctIl0 zur Verfügung.
Samuel Altersberger ist Redakteur beim UnternehmerJournal. Vor seiner Arbeit beim DCF Verlag war er bereits sechs Jahre als freier Autor tätig und hat während dieser Zeit auch in der Marketing Branche gearbeitet.