In vielen Unternehmen wird die Nachfolgefrage erst dann konkret, wenn gesundheitliche Probleme oder ein nahender Ruhestand die Entscheidung erzwingen. Eine späte Auseinandersetzung mit dem Thema kann jedoch gravierende Folgen haben: Betriebsunterbrechungen, Führungsdefizite oder finanzielle Verluste sind keine Seltenheit. Eine langfristig angelegte Nachfolgeplanung bietet dagegen zahlreiche Vorteile. Sie schafft Klarheit über Verantwortlichkeiten, sichert Arbeitsplätze, bewahrt das Unternehmensvermögen und stärkt das Vertrauen von Mitarbeitenden, Geschäftspartnern und Kunden. Der richtige Zeitpunkt für den Beginn der Nachfolgeplanung variiert je nach Unternehmensform, Größe und Branche. Experten empfehlen jedoch einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren vor der geplanten Übergabe, um alle rechtlichen, finanziellen und persönlichen Aspekte angemessen zu berücksichtigen.
Nachfolgeplanung: Modelle der Unternehmensnachfolge
Die Art der Nachfolge hängt stark von den individuellen Gegebenheiten des Unternehmens und den Zielsetzungen des Übergebers ab. Grundsätzlich lassen sich verschiedene Modelle unterscheiden:
Familiäre Nachfolge: Die Übergabe an Kinder oder andere Familienangehörige ist nach wie vor das häufigste Modell, vor allem bei kleinen und mittelständischen Unternehmen. Diese Form bietet Kontinuität und bewahrt die Unternehmenskultur, birgt jedoch auch Herausforderungen, etwa wenn mehrere Familienmitglieder Ansprüche erheben oder kein geeignetes Familienmitglied zur Verfügung steht.
Externe Nachfolge: Fehlt ein geeigneter interner Kandidat, kommt häufig ein Verkauf an externe Interessenten infrage. Dies kann in Form eines Management-Buy-ins, durch Investoren oder durch die Veräußerung an ein anderes Unternehmen erfolgen. Der Vorteil liegt in der potenziellen Kapitalzufuhr und der Möglichkeit, neue Impulse zu setzen.
Interne Nachfolge durch Mitarbeitende: Ein Management-Buy-out ermöglicht es Führungskräften oder langjährigen Mitarbeitenden, das Unternehmen zu übernehmen. Dieses Modell bietet hohe Kontinuität und wird oft durch Förderprogramme unterstützt.
Jedes Modell bringt unterschiedliche Anforderungen hinsichtlich Finanzierung, rechtlicher Gestaltung und Kommunikation mit sich. Die Wahl sollte daher auf einer fundierten Analyse und strategischen Ausrichtung basieren.
Rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen
Die rechtliche Ausgestaltung der Nachfolge ist ein komplexer Vorgang, der individuelle Regelungen in Gesellschaftsverträgen, Erbverträgen, Testamenten oder Kaufverträgen erfordert. Insbesondere bei Familienunternehmen sind erbrechtliche Regelungen eng mit gesellschaftsrechtlichen Fragen verflochten. Die Wahl der Rechtsform sowie bestehende vertragliche Bindungen haben unmittelbaren Einfluss auf die Gestaltungsmöglichkeiten der Nachfolge.
Auch steuerliche Aspekte spielen eine zentrale Rolle. Die Erbschaft- und Schenkungsteuer kann erhebliche finanzielle Belastungen mit sich bringen, insbesondere wenn das Unternehmen über einen hohen Substanzwert verfügt. Hier bieten sich verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten an, wie etwa die Nutzung von Freibeträgen, Steuerstundungen oder die sogenannte Verschonungsregelung nach dem Erbschaftsteuerrecht. Die Konsultation von Steuerberatern und juristischen Fachleuten ist unerlässlich, um eine tragfähige und steueroptimierte Lösung zu erarbeiten.
Nachfolgeplanung: Emotionale und zwischenmenschliche Herausforderungen
Neben rechtlichen und wirtschaftlichen Fragestellungen ist die Nachfolgeplanung häufig auch mit starken Emotionen verbunden. Für viele Unternehmerinnen und Unternehmer stellt das eigene Unternehmen nicht nur die wirtschaftliche Lebensgrundlage, sondern auch ein persönliches Lebenswerk dar. Der Gedanke an die Übergabe geht oft mit Ängsten, Unsicherheiten und Kontrollverlust einher.
Aufseiten der Nachfolger besteht möglicherweise das Bedürfnis nach Veränderung und Erneuerung, was Konfliktpotenzial birgt. Eine offene Kommunikation, klare Rollenverteilungen und ein respektvoller Umgang mit der bisherigen Unternehmensführung sind in dieser Phase besonders wichtig. Auch die Einbindung externer Mediatoren oder Coaches kann hilfreich sein, um familiäre oder persönliche Spannungen zu lösen.
Fazit: Ein strukturierter Prozess für nachhaltigen Erfolg
Die Nachfolgeplanung ist weit mehr als ein organisatorischer Akt – sie ist ein vielschichtiger Transformationsprozess, der Strategie, Recht, Finanzen und zwischenmenschliche Dynamiken miteinander verbindet. Ihr Erfolg hängt maßgeblich von einer frühzeitigen, systematischen und professionell begleiteten Herangehensweise ab. Unternehmerinnen und Unternehmer, die diesen Prozess aktiv gestalten, schaffen die Grundlage für einen nachhaltigen Unternehmenserhalt, bewahren Werte und sichern die Zukunft des Unternehmens auch über die eigene aktive Zeit hinaus.
Samuel Altersberger ist Redakteur beim UnternehmerJournal. Vor seiner Arbeit beim DCF Verlag war er bereits sechs Jahre als freier Autor tätig und hat während dieser Zeit auch in der Marketing Branche gearbeitet.


