Wer ein Unternehmen führt, trägt Verantwortung – für Zahlen, Mitarbeitende, Kunden. Doch hinter der äußeren Selbstbestimmung verbirgt sich oft ein ganz anderer Alltag: operative Hektik, wachsender Druck, einsame Entscheidungen. Gespräche auf Augenhöhe sind selten. Stattdessen dominieren ständiges Reagieren, zu wenig Zeit für Reflexion und die leise Frage: Mache ich das eigentlich richtig? Wo bleibe ich in diesem System? „Wenn ein solch einsames UnternehmerSein funktionieren würde“, erklärt Unternehmer und Autor Ulrich Zimmermann, „wären wir nicht Weltmeister im Burnout, im Krankenstand und in der Sinnkrise.“
„UnternehmerSein darf nicht bedeuten, sich selbst aufzugeben – nicht die Gesundheit, nicht die Familie, nicht das eigene Leben“, warnt er.
„Wenn wir alles dem Unternehmen opfern, frisst es uns irgendwann auf.“ Als Unternehmer aus Leidenschaft, erfahrener Coach und Autor des Buchs „Die Ein-Tage-Woche – wirklich erfolgreiche Unternehmer haben Zeit“ zeigt Ulrich Zimmermann Unternehmern in ganz Deutschland, wie man Unternehmen so baut, dass sie dem Menschen dienen – nicht umgekehrt. Seine 100Plus Community ist kein typisches Unternehmernetzwerk, sondern ein echter Möglichkeitsraum: für Austausch auf Augenhöhe, für ehrliches Miteinander, für neue Denkweisen jenseits von Konkurrenz und Leistungsdruck. Im Mittelpunkt steht nicht Wachstum um jeden Preis, sondern Wirkung mit Sinn.
Ulrich Zimmermann von der 100Plus Community bei uns im Interview!
Herzlich willkommen im UnternehmerJournal, Ulrich Zimmermann! Sie sagen, Sie haben in Ihrem Leben noch keinen Tag angestellt gearbeitet. Wie kam es dazu – und wie würden Sie sich und Ihren Werdegang beschreiben?
Mit meinen 63 Jahren bin ich Unternehmer aus Überzeugung – und zwar seit über 40 Jahren. Ich habe tatsächlich nie eine Festanstellung gehabt, weil mir Freiheit schon immer wichtig war. Mit Anfang 20 habe ich mich dem elterlichen Großhandel angeschlossen, ihn mit 27 übernommen und aufgebaut. Aber ich habe sehr früh gemerkt: Wenn man sich selbst und anderen etwas Gutes tun will, dann braucht es mehr als nur Gewinnmaximierung – es braucht Haltung.
Meine Jugend habe ich als Globetrotter verbracht, durch über 50 Länder, ohne Handy, ohne Navi. Ich weiß, wie man mit viel Zeit und ohne Geld zurechtkommt – und wie es ist, mit Geld, aber keiner Zeit. Diese Extreme haben mich geprägt. Heute sehe ich es als meine Aufgabe, Unternehmern dabei zu helfen, mehr Lebensqualität zu schaffen – für sich selbst, für ihre Mitarbeitenden und für ihre Kunden. Das mache ich unter anderem über meine Community und mein Coaching rund um die sogenannte Ein-Tage-Woche.
Eine Ein-Tage-Woche klingt radikal. Was steckt dahinter – und was hat das mit Ihrer Unternehmer-Community zu tun?
Das Konzept der „Ein-Tage-Woche“ meint nicht, dass man gar nichts mehr tut. Es meint: Arbeiten mit maximaler Wirkung an einem Tag – und den Rest der Woche wieder Mensch sein dürfen. UnternehmerSein sollte nicht zur Belastung werden, sondern das Leben bereichern. Es geht darum, ein Leben zu führen, das funktioniert – und zwar nicht trotz, sondern wegen des Unternehmens.
Daraus ist auch die Idee für unsere 100Plus Community entstanden: Ein geschützter Raum für UnternehmerMenschen, die mehr vom Leben wollen als nur betriebswirtschaftliche Kennzahlen. Da trifft der Architekt auf die Medizintechnikunternehmerin, der Synchronsprecher auf den Steuerberater. Alle vereint der Wunsch, nicht im Hamsterrad zu verhungern, sondern Gestaltungsspielräume zu schaffen. Wir treffen uns regelmäßig – digital und analog – zu Austausch, Wanderungen, Business-Retreats. Der Satz „Nach Hause kommen für Unternehmermenschen“ ist unser Leitbild.
Reinschnuppern erlaubt: So funktioniert der Einstieg in die 100Plus Community
Ulrich Zimmermann, wer kann Teil dieser Community werden – und wie läuft das konkret ab?
Ganz einfach: Man kann bei uns erst einmal reinschnuppern, vier Wochen lang, kostenlos. Danach sprechen wir. Die entscheidende Frage lautet: „Was bringst du ein?“ Wer auf diese Frage verstummt oder genervt reagiert, ist wahrscheinlich nicht richtig bei uns. Wer aber sagt: „Ich habe ein Netzwerk, ich kann Wissen teilen, ich habe Ideen“ – der ist herzlich willkommen.
Der monatliche Beitrag von 100 Euro ist bewusst niedrig angesetzt – er steht nicht für eine Dienstleistung, sondern für ein Zeichen der Beteiligung. Denn die 100Plus Community ist genossenschaftlich organisiert: Die Unternehmer besitzen ihre eigene Plattform. Es geht nicht darum, möglichst viel herauszuholen, sondern gemeinsam etwas aufzubauen. Deshalb stehen Haltung, Vertrauen und Kooperation im Mittelpunkt – statt Konkurrenzdenken und Visitenkarten-Tausch.
Sie haben das Stichwort „Haltung“ mehrfach betont. Was genau meinen Sie damit?
Viele Unternehmen arbeiten nach dem Motto: „Menschen sind dafür da, die Unternehmensziele zu erreichen.“ Ich drehe die Perspektive: Ein Unternehmen sollte den Menschen dienen – auch dem Unternehmer selbst. Es soll ermöglichen, persönliche, unternehmerische und menschliche Ziele zu verwirklichen.
Ich will keine Firmen, in denen man seine Gesundheit, seine Familie oder seine Freizeit opfert. Ich will Rahmenbedingungen schaffen, in denen Menschen aufblühen können – nicht verbrennen. Wenn wir den Einzelnen als ganzes Wesen sehen und nicht nur als Ressource, entsteht plötzlich eine völlig andere Kultur.
Vertrauen statt Vorgaben: Wie Mitarbeiter über sich hinauswachsen
Haben Sie ein Beispiel für uns, wie das funktioniert?
Nehmen wir Monika, eine ehemalige Auszubildende eines Kunden. Der Unternehmer hat sie von Anfang an behandelt, als wäre sie schon seine Top-Assistenz. Nach anderthalb Jahren war sie es. Heute organisiert sie eigenständig Veranstaltungen mit Hunderten Teilnehmern. Warum? Weil es ihr jemand zugetraut hat. Ein anderer Unternehmer hat 30 Prozent seiner Firma an eine Mitarbeitergenossenschaft übertragen, weil er wollte, dass seine besten Leute mitverdienen und mitgestalten. Sie kaufen jetzt davon Immobilien, Wohnwagen, Pferde – was auch immer ihnen langfristig nutzt. Sie sind „Intrapreneure“, Unternehmer im Unternehmen.
Ich erinnere mich auch an einen jungen Mann, der seine Bäckerei-Lehre fast aufgegeben hätte. Dann hat sein Vorgesetzter entdeckt: Der ist charismatisch, liebt den Kontakt zu Menschen, backt gerne mit älteren Damen am Dorfbackofen. Jetzt tourt er über Dörfer, organisiert Events – und ist mit Begeisterung dabei. Und das nur, weil jemand hingeschaut und gesagt hat: „Daraus machen wir ein Geschäftsmodell.“
Sie sagen, Mittelstand kann eine neue Wirtschaft prägen. Was meinen Sie damit?
Mittelständische Unternehmer – sagen wir: zwischen 1 und 500 Mitarbeitende – können sofort Entscheidungen treffen. Sie müssen nicht durch zig Gremien. Wenn ein Unternehmer beschließt: „Ab heute schaffen wir einen Rahmen, in dem Menschen aufblühen statt ausbrennen“, dann kann er das umsetzen.
Ich glaube, wir brauchen diese Leuchtturm-Unternehmer, die zeigen: Es geht auch anders. Unternehmen als Orte von Wirksamkeit, Entwicklung, echter Verantwortung. Nicht Gewinnvermehrung um jeden Preis, sondern Nutzenstiftung. Wenn der Nutzen groß ist, darf auch der Verdienst groß sein. Aber das eine folgt dem anderen – nicht umgekehrt.
Gleichgesinnte statt Konkurrenz: Warum echte Verbündete so wertvoll sind
Was vereint Ihre Mitglieder der 100Plus Community – vom Experten bis zum etablierten Mittelständler?
Alle suchen Austausch, Inspiration, Verbündete. Viele von ihnen sagen: In meinem Umfeld gibt es niemanden, mit dem ich über unternehmerische Themen reden kann – jedenfalls nicht offen. Es sind Menschen, die sich nicht mit Standardlösungen zufriedengeben. Die keine Lust haben, ständig gegen das System zu arbeiten, sondern lieber das System für sich und andere neu denken.
Ulrich Zimmermann, was unterscheidet die 100Plus Community von klassischen Unternehmernetzwerken oder Wirtschaftsverbänden?
Ich sage es offen: Bei uns gibt’s keinen Sekt im Schloss, keine Floskeln, keine Visitenkarten-Schlachten. Uns geht es nicht um Statussymbole, sondern um Haltung. Unsere Mitglieder fragen nicht: „Was kriege ich hier raus?“ – sondern: „Was kann ich beitragen?“
Was bei der 100Plus Community zählt, ist die Bereitschaft zum ehrlichen Miteinander auf Augenhöhe. Da darf man auch sagen: „Ich habe’s gegen die Wand gefahren.“ Und statt mit dem Finger zu zeigen, fragt jemand: „Was hast du daraus gelernt?“ Oder wir feiern gemeinsam einen Erfolg – ohne Neid, ohne Misstrauen. Ich kenne Unternehmer, die über 1000 Mitarbeiter haben, aber keine Seele, mit der sie reden können. Bei uns finden sie Menschen, die sie wirklich verstehen.
Ulrich Zimmermann von der 100Plus Community: Ein Ökosystem für Unternehmer, die Wirtschaft neu denken wollen
Was ist Ihre Vision für die Community – wo soll die Reise hingehen?
Ich glaube, eine gute Größe wären rund 1000 Mitglieder. Aktuell sind wir bei etwa 200. Aber es geht nicht um Masse, es geht um Wirkung. Ich möchte, dass Unternehmer erleben: Es geht auch anders. Dass sie erkennen: Ich muss nicht mehr malochen, um irgendwie zu überleben. Ich kann gestalten, mit Freude, mit Sinn – für mich, meine Familie, mein Team.
Und wenn wir irgendwann ein Ökosystem aus solchen Unternehmern haben, die sich gegenseitig stärken, inspirieren und unterstützen – dann haben wir vielleicht mehr erreicht, als jede Wirtschaftsreform je leisten könnte.
Mehr Informationen von der 100Plus Community

Ana Karen Jimenez ist Redakteurin beim Deutschen Coaching Fachverlag und hat ihren Bachelor in Literaturwissenschaften und Spanisch an der Eberhard Karls Universität Tübingen abgeschlossen. Sie ist in den Magazinen für lesenswerte Ratgeber und vielfältige Kundentexte verantwortlich.
