Diese Bestandsaufnahme hat sich damit zwar über die Jahre hinweg wenig verändert. Zunehmend problematisch ist dies allerdings wegen der demografischen Entwicklung: Die Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland sind immer älter, der Nachwuchs fehlt. Das Durchschnittsalter der Inhaberinnen und Inhaber mittelständischer Unternehmen liegt bei über 54 Jahren. Zum Vergleich: Im Jahr 2003 waren es noch 45 Jahre. Mit 54 Prozent ist mehr als die Hälfte der mittelständischen Unternehmerschaft in Deutschland 55 Jahre oder älter, das sind knapp über 2 Millionen. Vor 20 Jahren waren es lediglich 20 Prozent.
„Die Gruppe derjenigen Unternehmen, die aufgrund eines relativ hohen Inhaberalters zurückhaltender investiert, wird sukzessive größer. Der bremsende Effekt auf die Investitionen im Mittelstand nimmt in der Gesamtsicht daher zu“, sagt Dr. Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW. „Viele Unternehmen fahren auf Verschleiß. Das kann sich Deutschland nicht dauerhaft leisten.“
Besonders stark zeigt sich die Alterung im Baugewerbe sowie bei wissensintensiven Dienstleistungen wie Steuerberatern oder Anwälten. Im Jahr 2003 waren 35 Prozent der Inhaber von Unternehmen im Baugewerbe unter 40 Jahre alt, 2024 waren es nur noch 11 Prozent. Dagegen stieg der Anteil der Chefs über 60 Jahren in dem Zeitraum von 14 auf 34 Prozent.
Bei den wissensnahen Dienstleistungen waren 2003 noch 29 Prozent der Inhaber jünger als 40, inzwischen sind es nur noch 9 Prozent. Dafür sind 42 Prozent älter als 60 Jahre, im Jahr 2003 waren das nur 10 Prozent. Im Regionalvergleich ist die Alterung der Unternehmerschaft in Westdeutschland etwas stärker ausgeprägt als in Ostdeutschland. Zudem sind kleine Mittelständler deutlicher betroffen als größere.
Dass ältere Unternehmerinnen und Unternehmer weniger investitionsfreudig sind, hat verschiedene Gründe. Für ältere Inhaber ist es deutlich unsicherer als für junge, ob sich eine Investition noch amortisieren wird. Zudem nehmen ältere Unternehmer nur ungern Kredite auf, da sie keine längerfristigen finanziellen Verpflichtungen eingehen wollen.
Auch eine ungeklärte Nachfolgefrage ist ein großes Investitionshemmnis. Das zeigt sich auch daran, dass es eine überaus positive Wirkung auf die Investitionsfreude hat, wenn sich ein Unternehmer bereits in Verhandlungen mit einem potenziellen Nachfolger befindet. Im Durchschnitt investierten alle mittelständischen Unternehmen zwischen 2007 und 2024 im Jahr 8.400 Euro je Mitarbeiter. Unternehmer, die auf Sicht von fünf Jahren einen Nachfolger suchten, investierten hingegen nur 7.300 Euro je Beschäftigtem. Gab es bereits Gespräche mit potenziellen Nachfolgekandidaten stieg diese Summe auf 16.400 Euro und sogar auf 21.900 Euro, wenn ein Nachfolger bereits gefunden war.
„Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es für junge Menschen attraktiver macht, bestehende Unternehmen zu übernehmen. Wenn ältere Unternehmer bessere Aussichten haben, Nachfolger zu finden, werden sie auch mehr investieren“, sagt Dr. Dirk Schumacher.
Die Studie ist zu finden unter Fokus Volkswirtschaft | KfW

Anne Kläs hat einen Master of Education in Französisch und Religion, ist Expertin für hochwertigen Content und beim Gewinnermagazin für das Führen von Unternehmer-Interviews verantwortlich.
