Wie im wirklichen Leben finden sich auch in der Arbeitswelt immer wieder zwei besondere Charaktertypen. Hier geht es um die Frage des Führungsstils – Boss vs Leader. Zunächst gibt es den Boss, der vorbehaltlos befiehlt und von seinen Angestellten bedingungslosen Gehorsam erwartet. Außerdem findet sich immer öfter der Leader, der seine Mitarbeiter mit Empathie anleitet, ihre Anliegen und Bedürfnisse wahrnimmt. Er sorgt für Abhilfe, wenn erfolgreiche Arbeitsergebnisse durch mangelhafte Voraussetzungen verhindert werden.
Beide Typen verhalten sich so, wie es ihrem jeweiligen Naturell entspricht. Sie hinterfragen ihr Verhalten zu keinem Zeitpunkt, handeln spontan und ohne Kalkül. Durchaus kann es Situationen geben, in denen der Boss mit seinem Auftreten erfolgreich ist. Meist aber zeigt sich, dass die zweite Variante bei den Mitarbeitern langfristig erfolgreich bleibt. Wir wollen uns die beiden Verhaltensmuster etwas näher betrachten, um sie besser zu verstehen und gegebenenfalls anzupassen.
Boss vs Leader – eine Frage des Charakters
Nicht jeder, der fachlich qualifiziert ist, wird automatisch zu einer guten Führungskraft. Oftmals erfüllen sich hohe Erwartungen an die Teamleistung dauerhaft nicht, oder die Fluktuation unter den Mitarbeitern steigt rasant. Der fragwürdige Führungsstil eines Vorgesetzten ist nach neueren Untersuchungen der Hauptgrund, wenn ein Angestellter die Kündigung einreicht. Das sind die Unterschiede – Boss vs Leader:
Der Boss: eine Mischung aus Macht, Kontrolle und Ignoranz
Der Boss versteht seine Position stets als tendenziell gefährdet. Deshalb lässt er keine Gelegenheit aus, um seine Autorität zu demonstrieren. Weil andere ihm keinen Respekt erweisen, ist er gezwungen, Respekt bei jeder Gelegenheit einzufordern. Seine Maximen sind Macht und Kontrolle, und ist ihm beides zugefallen, wird er alles einsetzen, um die Attribute zu erhalten.
Extremes Ausleben der Fehlerkultur
Damit ihm nicht die kleinste Belanglosigkeit entgeht, beobachtet er seine Mitarbeiter ständig mit Argusaugen, immer bedacht, ihre Verfehlungen aufzudecken. Seine Reaktion auf schwache Leistungen sind übermäßige Sanktionen, die Fähigkeit zur Kommunikation ist auf das Notwendigste reduziert. Zwar hört er bei Bedarf die Beschäftigten an, eine Reaktion auf ihre Bedürfnisse und Vorschläge bleibt jedoch aus. Grundsätzlich geht er davon aus, dass ihre überzogenen Ansprüche das Resultat mangelnden Engagements sind. Der Beschäftigte hat die Anordnungen der Unternehmensleitung umzusetzen, weitere Ausführungen oder gar ein Feedback sind von ihm nicht zu erwarten.
Befehle ohne Widerspruch
Denn der Boss befindet sich in seiner Wahrnehmung ohne jeden Zweifel in einer herausragenden Position. Statt sich in Konflikten mit seinem Gegenüber zu arrangieren, erteilt er Befehle, ohne Widerspruch zu dulden. Den Beschäftigten weist er die Aufgaben zu und erwartet prompte Umsetzung. Wenn Probleme im Verlauf der Arbeiten entstehen, kann die Schuld nur bei den Mitarbeitern liegen.
Einsame Entscheidungen sind die bevorzugten Arbeitsgrundlagen dieses Vorgesetzten. Eine vorherige Absprache findet nicht statt, die Ausführung aber ist ausschließlich den Teams überlassen. Im Verlauf der Umsetzung sind Rückfragen nicht erwünscht, der Chef selber bleibt passiv im Hintergrund und ist bereits mit neuen Projekten beschäftigt. Ergeben sich Probleme, verstecken die Mitarbeiter ihre Zweifel, wenn positive Arbeitsergebnisse ausbleiben. Mit der Folge, dass ein Projekt Gefahr läuft, unrettbar zu scheitern.
Der Leader: Motivation und Stärken im Fokus
Der Leader aber ist ein komplett konträrer Führungstyp, der seinen Betrieb mit seinem Beispiel inspiriert. Ohne eine explizite Aufforderung vermittelt er den Beschäftigten Motivation. An ihm orientiert sich das Team, sein Vorbild dient den Mitarbeitern als Orientierung. Durch seine teilnehmende Aufmerksamkeit kennt er ihre Stärken und gibt jederzeit Anleitungen, um Schwächen auszugleichen.
Immer wieder sucht er nach neuen Methoden, um seine Anliegen verständlich zu machen. Die Arbeit seiner Angestellten ist ihm stets bewusst, und dies vermittelt er auch, weiß ihren Anteil am Erfolg zu schätzen. Bei Schwierigkeiten nimmt er die Rolle des Lehrers ein, um bessere Lösungen zu finden.
Achtsamkeit und Kommunikation
Zentrales Element seines achtsamen Führungsstils ist die Kommunikation. Der Leader hört seinen Mitarbeitern zu und erwartet ihr Feedback. Ergeben sich Schwierigkeiten, die auf sein Verhalten zurückgehen, fühlt er sich persönlich verantwortlich und korrigiert seine Maßnahmen. Die Beschäftigten sind somit aufgefordert, sich kreativ in die Unternehmensprozesse einzubringen. Ihre Vorschläge gelten ihm als gleichwertig mit seinen eigenen Ideen.
Bessere Arbeitsbedingungen
Die Vorgaben sind nicht unbedingt verbindlich oder kritiklos hinzunehmen, er stellt keine ultimativen Forderungen. Terminvorgaben werden angefragt, nicht festgelegt. Die Meinung der Mitarbeiter hat für den Leader einen hohen Stellenwert, alle Ressourcen müssen ausreichend verfügbar sein. Treten hier Mängel auf, sorgt der Leader persönlich für bessere Bedingungen.
Die Mitarbeiter arbeiten zwar unter seiner Leitung, gestalten jedoch ihr Pensum autonom. Mit der Selbständigkeit entsteht eine persönliche Verantwortung für das Unternehmen, der Beschäftigte identifiziert sich mit seinen Aufgaben. Der Angestellte begreift sein Tätigsein als eine Eigenleistung, mit der er zum Erfolg des Betriebs beiträgt. Treten jedoch Schwierigkeiten auf, ist der Leader jederzeit bereit, sich einzubringen. Und das Team ist ausreichend selbstbewusst, um selber die aufgetretenen Probleme zu benennen und Maßnahmen einzufordern.
Max Zehl hat einen Bachelor of Arts in Online-Redaktion, ist Experte für SEO und versorgt das UnternehmerJournal mit hochwertigem Content.