Diejenigen Unternehmen, die im Ausland verblieben sind, konnten den Anteil der Auslands- an ihren Gesamtumsätzen ausbauen. Im Durchschnitt erwirtschafteten sie 29 Prozent ihrer Gesamtumsätze jenseits der deutschen Grenzen, 2 Prozentpunkte mehr als noch 2022. Auch absolut legten die Auslandsumsätze dieser Unternehmen zu, um rund 12 Prozent auf im Durchschnitt über 1 Million Euro. Dieser Anstieg konnte den Rückgang bei der Zahl der auslandsaktiven Unternehmen aber nicht kompensieren: Insgesamt schrumpften die Auslandsumsätze des deutschen Mittelstands um nominal 0,4 Prozent auf 698 Milliarden Euro. Preisbereinigt fiel der Verlust mit minus 6,5 Prozent noch stärker aus.
„Die Rahmenbedingungen für den Außenhandel haben sich deutlich verschlechtert“, sagt Dr. Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW. „Anhaltende geopolitische Spannungen in der Ukraine und im Nahen Osten, eine wachsende Exportkonkurrenz durch China in wichtigen Schlüsselindustrien und die protektionistische Handelspolitik der USA belasten die Exportfähigkeit der Unternehmen. Hinzu kommt, dass viele Mittelständler die Standortbedingungen in Deutschland als zunehmend schwierig für ihre Wettbewerbsfähigkeit ansehen. Hier gilt es, durch politische Maßnahmen gegenzusteuern.“
Eine Sonderbefragung deutscher Mittelständler im Auftrag von KfW Research im Januar 2025 ergab, dass sich die schwache Entwicklung des Auslandsgeschäfts fortgesetzt hat: Während 21 Prozent aller Auslandsaktiven im Jahr 2024 wachsende Auslandsumsätze verzeichnen konnten, berichten 25 Prozent über sinkende Umsätze. Zwar halten 38 Prozent der im Ausland tätigen Unternehmen ein moderates Wachstum ihres Auslandsgeschäfts in den kommenden drei Jahren für wahrscheinlich, nur 1 Prozent rechnen mit einem starken Wachstum. Allerdings rechnen auch 20 Prozent mit leicht rückläufigen Umsätzen im Ausland und weitere 8 Prozent mit einem starken Einbruch.
Vergleichsweise groß ist die Besorgnis unter Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen in die USA. Gegenwärtig haben gut 16 Prozent der deutschen Mittelständler Kunden, Lieferanten, Wettbewerber oder eigene Standorte in den Vereinigten Staaten. Von ihnen befürchten 34 Prozent eher negative, weitere 9 Prozent sogar sehr negative Auswirkungen der neuen US-Politik auf das eigene Unternehmen, wobei die Umfrage stattfand, noch bevor US-Präsident Donald Trump seine radikale Zollpolitik ankündigte.
Am häufigsten setzten deutsche Unternehmen ihre Produkte im Jahr 2023 in Österreich und der Schweiz ab, gefolgt von den Beneluxstaaten und Frankreich. Einen Einbruch gab es, bedingt durch den Brexit, bei Ausfuhren nach Großbritannien. Deutlich an Bedeutung verloren hat auch der skandinavische Raum. Eine Ursache hierfür dürfte die Wechselkursentwicklung sein. Vom russischen Markt haben sich die meisten Mittelständler zurückgezogen: Nur noch 1 Prozent der im Ausland tätigen Unternehmen exportierte dorthin, acht Jahre zuvor waren es 11 Prozent gewesen.
Die aktuelle Studie ist abrufbar unter: KfW-Internationalisierungsbericht | KfW

Ana Karen Jimenez ist Redakteurin beim Deutschen Coaching Fachverlag und hat ihren Bachelor in Literaturwissenschaften und Spanisch an der Eberhard Karls Universität Tübingen abgeschlossen. Sie ist in den Magazinen für lesenswerte Ratgeber und vielfältige Kundentexte verantwortlich.
