Besonders in Krisensituationen ist die Gewinnung und langfristige Bindung von qualifizierten Mitarbeitern von zentraler Bedeutung. Das ist auch in der Corona-Pandemie der Fall, wie der aktuelle„CEO Outlook“ von KPMG, ein Netzwerk von Unternehmen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und Unternehmensberatung, zeigt. Hierfür wurden die CEOs der größten Unternehmen der Welt im Januar und Februar und erneut im Juli und August dieses Jahres befragt.
Die Umfrage hat ergeben, dass sich für CEOs das Thema „Personal“ in Folge der Pandemie zum wichtigsten Geschäftsrisiko entwickelt hat. Es wird gefolgt von Lieferketten- und Umweltrisiken. Zu Beginn des Jahres beurteilte nur einer von hundert CEOs Personalfragen als geschäftskritisch. Im Juli und August war es schon jeder fünfte.
Von den befragten CEOs gaben 39 Prozent an, direkt oder indirekt durch die Familie, von der Corona-Pandemie betroffen gewesen zu sein. „Diese persönliche Betroffenheit hat zweierlei Auswirkungen. Zum einem gibt über die Hälfte der betroffenen Unternehmenslenker an, dass diese Erfahrung in den nächsten Jahren ihre strategischen Entscheidungen mit prägen wird. Zum anderen haben betroffene CEOs die Kommunikation mit den Mitarbeitern während der Krise stärker intensiviert als nicht betroffene Kollegen. In der internationalen Zusammenarbeit sind dies Aspekte, auf die man achten muss“, so Angelika Huber-Straßer, Bereichsvorstand Corporates bei KPMG Deutschland.
Verlagerungen in der Arbeitswelt
Dass die Corona-Pandemie langfristige Folgen auf die Arbeitswelt haben wird, ist offensichtlich. Zwei von drei Befragten CEOs geben an, dass sich die Kommunikation mit den Angestellten während der Corona-Krise verbessert habe. Außerdem sehen viele Führungskräfte nun auch das Potential in digitalen Mitteln. 77 Prozent wollen daher die digitale Zusammenarbeit und Kommunikation weiter ausbauen. Gleichzeitig geht der Großteil der Befragten davon aus, dass künftig weniger Büroflächen benötigt werden.
„Der Neugestaltung der Arbeitswelt mit den unterschiedlichsten Modellen der Zusammenarbeit kommt eine immer wichtigere Rolle zu. Insofern ist es nachvollziehbar, dass die CEOs Personalfragen höchste Priorität einräumen, um ihr Geschäft sichern und auszubauen zu können. Immerhin hat das verstärkte Homeworking im Zuge der Pandemie dafür gesorgt, dass das Potenzial qualifizierter Arbeitskräfte deutlich gestiegen ist. Drei von vier CEOs wollen deshalb auch ihre Recrutingstrategien überdenken“, erklärt Huber-Straßer.
Krisensituation treibt Digitalisierung voran
Die Corona-Pandemie hat auch viele Verweigerer der Digitalisierung vor die Wahl gestellt. 80 Prozent der Befragten ist der Meinung, dass die globale Pandemie die Digitalisierung in Unternehmen um mehrere Monate oder gar Jahre beschleunigt hat. In zwei von drei Unternehmen konnten die Ziele der Schaffung digitaler Geschäftsmodelle oder Einkommensströme deutlich früher umgesetzt werden.
Mit 67 Prozent will die Mehrheit der CEOs mehr in neue Technologien und die Digitalisierung ihres Unternehmens investieren. Angelika Huber-Straßer: „Viele CEOs erkennen die Möglichkeiten neuer Technologien, um auch die Customer Experience und das Engagement der Mitarbeiter zu verbessern. Unternehmen, die die sich bietenden Chancen nutzen, werden die Krise besser meistern als andere.“
Klimaschutz wird wichtiger
Klimaschutz ist ein Megatrend. Das wird nun auch vielen Führungskräften bewusst, die die Thematik nun in ihre Agenda aufnehmen. Die Thematik ist nach Ansicht vieler Unternehmenschefs zunehmend unternehmensrelevant. Zwei Drittel der befragten CEOs rechnet damit, dass ihr Umgang mit Klimarisiken über ihre zukünftige berufliche Karriere entscheiden wird. Angelika Huber-Straßer: „Diese Aussage deckt sich mit früheren. So gehen die meisten Unternehmenslenker davon aus, dass die Öffentlichkeit von ihnen erwartet, die relevanten gesellschaftlichen Herausforderungen zu adressieren, weil das Vertrauen in die Lösungskompetenz von Regierungen schwindet. Nachhaltigkeit wird zum Imperativ in der Unternehmensstrategie.“
Umstrukturierung globaler Lieferketten
Im Rahmen der Corona-Krise haben zwei von drei Unternehmen haben ihre Strategie bei globalen Lieferketten überdacht. Sie verfolgen damit unter anderem das Ziel, schneller auf veränderte Kundenbedürfnisse reagieren zu können.
Die Entwicklung der der Weltwirtschaft wird von den Führungskräften äußerst skeptisch beobachtet. Die Umfrage zeigt auch die Veränderungen der Einschätzung der wirtschaftlichen Lage durch die CEOs. Hier gibt es deutliche Unterschiede. Zu Beginn des Jahres zeigten sich 68 Prozent optimistisch über die Aussichten der globalen wirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden drei Jahren. Im Juli und August lag dieser Wert nur noch bei 36 Prozent.

Gurpinder Sekhon ist Bachelor of Arts in Global Trade Management und als Junior-Redakteurin zuständig für hochwertigen Content im UnternehmerJournal.
