Die KfW gibt einen Kreditmarktausblick. Zum Jahresbeginn hat sich das Wachstum des von KfW Research berechneten Kreditneugeschäfts mit heimischen Unternehmen und Selbstständigen (ohne Wohnungsbau und Finanzunternehmen) nahezu verdoppelt, nachdem es sich zuvor seit Ende 2018 kontinuierlich abgeschwächt hatte. Das Plus bei der Neukreditvergabe an Firmenkunden lag bei 7,3 %, nachdem zwischen Oktober und Dezember nur ein Zuwachs von 3,7 % erreicht worden war.
Gründe für die erhöhte Nachfrage
Treiber der Beschleunigung waren die kurzen Laufzeiten, während die langfristigen Kredite, die vornehmlich zur Finanzierung von Investitionsprojekten dienen, kaum noch zulegten. Hier spiegelt sich der sprunghaft gestiegene Mittelbedarf aufgrund der pandemiebedingten, gravierenden Umsatzausfälle wider.
Wie eine im April veröffentlichte Sonderbefragung von KfW Research zeigte, beliefen sich etwa die Einnahmeverluste im März für den Mittelstand auf durchschnittlich 53 Prozent der üblichen Umsätze. Dies dürfte die Unternehmen zunächst vor allem veranlasst haben, vorhandene Kreditlinien zu ziehen, um laufende Kosten schnell abdecken zu können.
Entwicklungen auf dem Unternehmenskreditmarkt
„Die Corona-Pandemie und die mit ihr verbundenen Beeinträchtigungen der Wirtschaftsaktivität hinterlassen bereits im ersten Quartal deutliche Spuren – und werden bis zum Ende des Jahres die Entwicklung am heimischen Unternehmenskreditmarkt dominieren“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „In den Wochen des Lockdowns im zweiten Quartal dürfte die Wirtschaftsleistung lediglich 75 bis 80 Prozent des Normalniveaus betragen haben.“
Finanzierungsbedarf bis 2021
„Auch wenn die Erholung seitdem eingesetzt hat, erreicht die Wirtschaft das Vorkrisenniveau voraussichtlich erst 2021 wieder. Der Finanzierungsbedarf der Unternehmen zur Überwindung des Schocks nimmt deshalb weiter zu und im gleichen Zug die Nachfrage nach Bankkrediten als wichtigstem Fremdfinanzierungsinstrument. Für das laufende Quartal erwarte ich eine Zunahme der Neukreditvergabe an Unternehmen um etwa zehn Prozent.“ Neben dem Zugriff auf Kreditlinien dürften dabei neu verhandelte Überbrückungskredite, die KfW-Corona-Hilfe-Programme einschließen, ebenso an Bedeutung gewinnen wie die Aussetzung von Tilgungen.
Auswirkungen auf die Banken
Da nicht nur die Realwirtschaft, sondern auch die Banken durch die Pandemie enormen Belastungen ausgesetzt sind, stellt sich die Frage, inwieweit sich hieraus Folgen für den Kreditzugang ergeben. KfW Research rechnet aktuell nicht mit negativen Auswirkungen. Nicht nur die gute Ausgangsposition der Kreditinstitute bei Eigenkapital und Liquidität in Kombination mit regulatorischen Entlastungen stimmt optimistisch.
Wirtschaftspolitische Maßnahmen
Zusätzlich unterstützt eine ganze Reihe der wirtschaftspolitischen Maßnahmen die Banken direkt oder indirekt bei der Ausweitung des Kreditangebots. So sorgt die EZB neben reichlicher Liquidität auch über attraktive Refinanzierungskonditionen für eine verbesserte Profitabilität der Kreditvergabe. Im Rahmen der KfW-Corona-Hilfe-Programme werden die Banken weitreichend von zusätzlichen Risiken neuer Kredite entlastet.
Die als Zuschüsse fließenden Liquiditätshilfen von Bund und Ländern mindern das Insolvenzrisiko. Schließlich verbessert das gerade beschlossene Konjunkturprogramm die mittelfristigen geschäftlichen Perspektiven für viele Unternehmen und damit auch die Rückzahlungswahrscheinlichkeit für Kredite.
*Quelle: KfW Research. Weitere Informationen finden Sie unter diesem Link.

Anne Kläs hat einen Master of Education in Französisch und Religion, ist Expertin für hochwertigen Content und beim Gewinnermagazin für das Führen von Unternehmer-Interviews verantwortlich.
