Die Mehrheit der deutschen Unternehmen sieht in Remote Work langfristig keinen Ersatz für das Arbeiten vor Ort. Für 54 Prozent der Arbeitgeber wird ein Homeoffice-Anteil in ihrer Firma nach Beendigung aller Maßnahmen nicht über 30 Prozent steigen. Das zeigen die Ergebnisse der Studie „Potenzialanalyse Organisation x.0“, die von Sopra Steria in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut durchgeführt wurde.
Wiederbelebung von Büros und Messehallen
Kurz- bis mittelfristig stellt das Arbeiten auf Distanz für die meisten Befragten keine Alternative für einen persönlichen Austausch dar. So gaben nur 46 Prozent der Entscheider an, dass der Anteil von Remote-Arbeit dauerhaft über 30 Prozent liegen wird. Zum Vergleich: Anfang 2021 arbeiteten noch je nach Branche rund 32 bis 43 Prozent der Arbeitnehmer auf Distanz, wie eine Erhebung des ifo Instituts ergab. Aufgrund der diversen Investitionen sollten Unternehmen ihre erworbenen Erfahrungen aus den letzten 18 Monaten vorzugsweise für Hybridmodelle nutzen.
Viele Firmen hatten vor der Krise bereits in eine neue Büroorganisation und New-Work-Konzepte investiert. Diese sollen künftig voll ausgeschöpft werden, indem der Großteil der Belegschaft wieder im Büro arbeitet. Dennoch sollten die getätigten Investitionen ins Homeoffice nicht vernachlässigt werden: „Es ist nicht ratsam, das Rad vollkommen zurückzudrehen. Unternehmen und Behörden sollten schauen, dass sie nachhaltig von den Investitionen in dezentrale Arbeit profitieren“, sagt Martin Weisath, Leiter Digital Soul bei Sopra Steria Next, der Management-Consulting-Marke von Sopra Steria.
Besonders in der Finanzdienstleistungsbranche soll der aufgebaute Homeoffice-Anteil allerdings weiterhin bestehen bleiben. Jeder zweite Versicherer gab im Rahmen der Studie an, dass er seine Kunden auch auf Distanz per Videochat beraten könne. Anders sieht es in der verarbeitenden Industrie und der öffentlichen Verwaltung aus. Hier sehen die Befragten das Arbeiten auf Distanz lediglich als Ausweichmöglichkeit und nicht als echte Alternative.
Digitalisierung sorgt für Umdenken
In der Industrie hat die Krise und die damit verbundene Arbeit auf Distanz für ein Umdenken gesorgt. Laut Studie haben Unternehmen im Lockdown gemerkt, dass sich einige Produktionsprozesse durch Technologien wie Augmented Reality (AR) aus der Ferne steuern und kontrollieren lassen. In Zukunft könnten solche digitalen Anwendungen etwa dafür sorgen, dass Mitarbeiter selbst Maschinen über AR-Brillen von zu Hause aus bedienen können.
„Es ist wichtig, den Reorganisationsimpuls der Pandemie bei den Arbeitsmodellen nicht isoliert zu betrachten, sondern mit einer Neuausrichtung der Geschäftsmodelle zu verknüpfen. Grundvoraussetzung für dezentrales Arbeiten ist beispielsweise, dass die Prozesse digitalisiert sind. Das bedeutet: Die Organisation gehört übergreifend auf den Prüfstand“, so Martin Weisath.

Nina Rath ist Bachelor of Science in Marketing und als Journalistin zuständig für tagesaktuelle News aus der Marketing- und Internet-Welt.
