Nur 28 Prozent der Unternehmen und Behörden in Deutschland haben in den letzten zwei Jahren aktiv daran gearbeitet, die Ebenenstruktur im Unternehmen zu reduzieren. Das ist das Ergebnis einer Studie, die von Sopra Steria in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut durchgeführt wurde. Im Rahmen der Studie wurden 221 Führungskräfte zum Thema Hierarchieabbau befragt.
Hierarchien bewähren sich in Krisenzeiten
Laut Studie empfinden zwei von drei Unternehmen enormen Druck, wenn es um organisatorische Veränderungen geht, die ein Abbau von Machtstrukturen mit sich bringt. Das ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass einige um ihren Status als Chef bangen. Insgesamt gehen 40 Prozent der Befragten davon aus, dass ein Abbau der Hierarchien zu einer direkten Blockadehaltung der Leitungskräfte führe.
Darüber hinaus haben sich in vielen Branchen die Hierarchien in der Krise auch als hilfreich erwiesen: Vor allem dann, wenn unter Druck einschneidende Entscheidungen getroffen werden müssen, kann es von zeitlichem Vorteil sein, wenn die Entscheidungsmacht bei einzelnen Personen liegt. Mit dem Wegfall von Weisungsstrukturen können in kritischen Situationen oft keine schnelleren und besseren Entscheidungen getroffen werden.
„Die aktuelle Situation zeigt deutlich, warum die Organisation eines Unternehmens oder einer Verwaltung nicht blind einer Managementmode folgen sollte, sondern als oberstes Ziel immer den Erhalt der Handlungsfähigkeit verfolgen muss“, sagt Urs M. Krämer, CEO von Sopra Steria. „Die Kunst liegt darin, eine gute Balance zwischen hierarchischen und kooperativen Elementen zu schaffen. Ein rein formales Abschaffen einer Chef-Mitarbeiter-Struktur sowie ideologisches Schwarz-Weiß-Denken führt schnell in eine Sackgasse.“
Innovation und Kreativität sind gefragt
Flache Hierarchien bieten im richtigen Mix dennoch einige Vorteile, wie die Studie herausstellt. So kann ein Abbau von Hierarchien etwa den Mitarbeitern mehr Entscheidungsmöglichkeiten und mehr Platz für Innovationen und Kreativität geben. Zudem kann es den Wegfall von „Stille-Post-Effekten“ entgegenwirken, da Mitarbeiter nicht auf Anweisungen von oben warten müssen, die mehrfach in der Befehlskette weitergegeben und so verfälscht werden. Die folgende Grafik zeigt, welche Effekte die befragten Führungskräfte bei einem Wegfall der Hierarchien für wahrscheinlich halten:

©Sopra Steria
In Unternehmen, die weniger hierarchisch organisiert sind, arbeiten die Mitarbeiter außerdem häufig über die Abteilungsgrenzen hinweg zusammen. Das bietet neue Möglichkeiten zum Umdenken veralteter Strukturen und kann interne Prozesse beschleunigen. Laut Studie haben jedoch erst ein Viertel aller deutschen Organisationen eine solche Struktur, was oft zur Ausbremsung der eigenen Belegschaft führe, so Krämer. Auch lassen sich Mitarbeiter immer seltener von offiziellen Strukturen beeindrucken und organisieren sich immer häufiger informell über die Abteilungsgrenzen hinweg.

Nina Rath ist Bachelor of Science in Marketing und als Journalistin zuständig für tagesaktuelle News aus der Marketing- und Internet-Welt.
